Zwar vertrauen 70 Prozent der Menschen in Österreich der Wissenschaft und Forschung „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ – allerdings hat rund ein Drittel (30 %) kaum Vertrauen in die Wissenschaft. Je höher das Einkommen der vom Gallup-Institut befragten 1.500 Personen ist, desto stärker ist das Vertrauen in die Forschung und in die Forscher. Personen aus finanziell schwachen Haushalten vertrauen der Wissenschaft zu 60 Prozent nicht oder nur wenig.
Die Situation im benachbarten Ausland ist nicht besser. In Deutschland geben derzeit 62 Prozent an, „eher“ bzw. „voll und ganz“ der Wissenschaft und Forschung zu vertrauen; in der Schweiz sind es 59 Prozent, die „stark oder sehr stark“ vertrauen.
„Mit dem ÖAW-Wissenschaftsbarometer liegen erstmals aussagekräftige Daten zur Wissenschaftsskepsis in Österreich vor“, sagt ÖAW-Präsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann. „Die aktuellen Ergebnisse machen mir Sorge. Knapp die Hälfte der Personen mit niedrigem Einkommen und rund ein Drittel mit geringer formaler Bildung vertrauen der Wissenschaft nicht.“ Aber auch bei den Gutverdienenden mit hoher Schulbildung mache sich Skepsis breit. „Die Autorität unseres Wortes reicht nicht mehr, wir müssen in einem höheren Ausmaß als je zuvor erklären, vermitteln und überzeugen“, fordert Faßmann. „Das betrachte ich als dringenden Auftrag an die Politik und die Wissenschaft selbst.“
Weiteren Ergebnisse: Zwar geben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie durchaus Interesse an Wissenschaft und Forschung haben. Allerdings nur ein Viertel zeigt sich sehr stark interessiert.
Obwohl zwei Drittel der Bevölkerung betonen, dass es sehr wichtig sei, sich über Wissenschaftsthemen zu informieren, suchen nur 44 Prozent gezielt danach. Der Anteil derjenigen, die sich für gut informiert halten, beträgt dementsprechend nur 37 Prozent. Das Internet – allen voran Wikipedia und Youtube – ist mit Abstand die wichtigste Quelle für Wissenschaft und Forschung, gefolgt von ORF, Tageszeitungen und anderen TV-Sendern. Andere Radiosender als jene des ORF führen kaum zu Kontakten mit Wissenschaftsthemen.
Wissenschaft und Hausverstand. Beachtliche Zustimmung wurde im Wissenschaftsbarometer für wissenschaftsskeptische Aussagen erhoben. So glaubt etwa ein Drittel der Befragten, dass wissenschaftliche Experten mit „Politik und Wirtschaft unter einer Decke stecken“.
Ebenso viele Menschen in Österreich denken, dass man im Zweifelsfall mehr der „Lebenserfahrung einfacher Menschen“ vertrauen sollte als den Einschätzungen von Wissenschaftlern. Noch weiter verbreitet ist mit 37 Prozent die Ansicht, dass man sich mehr auf den „gesunden Menschenverstand“ verlassen sollte als auf wissenschaftliche Studien.
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