Die Top-Kriminalisten 2024 haben einer mutmaßlichen Esoterik-Betrügerin – einem „Engel“ – das Handwerk gelegt, einen Auftragsmord verhindert und einen Mord ohne Leiche aufgeklärt. Sie wurden von der Vereinigung Österreichischer Kriminalisten am 18. Oktober 2024 im Wiener Rathaus geehrt.

Es ist uns ein Anliegen, die ausgezeichnete Arbeit von Kriminalisten vor den Vorhang zu holen“, sagte Mag. Alfred Ellinger, Präsident der Vereinigung österreichischer Kriminalisten. Am 18. Oktober 2024 wurde der Preis „Kriminalist des Jahres“ zum 21. Mal vergeben.
Dr. Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit betonte die Präventivkraft kriminalpolizeilicher Arbeit. Gerade die ausgezeichneten Fälle zeigen, dass die Kriminalpolizei nicht nur Fälle aufdeckt, sondern auch Morde verhindert. Der Wiener Landespolizeivizepräsident Dr. Michael Lepuschitz hob hervor, wie konstant die Kriminalpolizei arbeite. Aus Wien wurde ein Kriminalbeamter für sein Lebenswerk geehrt. Das Bundeskriminalamt war vertreten durch die Vizedirektorin Mag. Regine Wieselthaler-Buchmann, die Landespolizeidirektionen Niederösterreich und Salzburg durch die Landespolizeidirektoren Franz Popp, BA MA und Dr. Bernhard Rausch sowie die LPD OÖ durch Landespolizeivizedirektor Dr. Rudolf Keplinger.
Kriminalisten des Jahres wurden Manfred Winkler, eingeteilter Beamter in der Polizeiinspektion Vöcklabruck, und Gerhard Lenzeder vom Kriminaldienst des Bezirkspolizeikommandos Vöcklabruck. Mehrere Millionen Euro plus fünf Einfamilienhäuser erwirtschaftete eine Engelsfrau aus Oberösterreich zwischen 2007 und 2023, indem sie ihre „Energie“ verschickte, „Energiesteine“ und selbst gemalte „Seelenbilder“ zu Fantasiepreisen verkauft hatte. Gleichzeitig verspielte sie in diesem Zeitraum in Casinos erwiesenermaßen 1,4 Millionen Euro. Sie trieb eine Ärztin offensichtlich in den Wahnsinn, diese bedrohte sie und kam dafür vier Jahre ins Gefängnis. Obwohl das Verfahren längst abgeschlossen und die Strafe längst verbüßt war, wurde das Verfahren nach den Ermittlungen Winklers und Lenzeders neu aufgerollt und die ursprünglich Verurteilte wurde voll rehabilitiert.
Die beiden Kriminalisten aus Vöcklabruck (OÖ) und Dr. Martin Ortner, Staatsanwalt der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatten trotz einer anfangs „dünnen Suppe“ ermittelt. In einer groß und überraschend angesetzten Hausdurchsuchung beschlagnahmten sie Beweismaterial und mit Betrugsgeld erwirtschaftete Güter – die fünf Häuser inklusive. Die mutmaßliche Haupttäterin nahm sich mehrere Wochen nach ihrer Inhaftierung das Leben.

Den zweiten Platz erreichten Kriminalisten aus dem Landeskriminalamt Niederösterreich und aus dem Bundeskriminalamt. Ein Mann hatte im Darknet einen Mörder für seine 45-jährige Ex-Frau gesucht. Er stand mit ihr im Sorgerechtsstreit um ein gemeinsames Kind.
Der Plan nahm Gestalt an: Ein Auftragsmörder sollte die Frau mit dem Auto überfahren und Fahrerflucht begehen. Knapp bevor es so weit gekommen wäre, machte die Polizei dem Auftraggeber einen Strich durch die Rechnung. Der beauftragte Killer konnte seiner Verfolgung entgehen. Er konnte nicht ausgeforscht werden.
Kriminalisten des „C4“ des Bundeskriminalamts (Cyber-Crime Competence-Center) hatten mit einer „Netflow-Analyse“ die Konversation zwischen dem Auftraggeber „Sunnyboy“ und dem Online-Killer aufgedeckt und eine Art „Zeit-Weg-Diagramm“ des Täters erstellt. Dieser hatte bereits die Summe für den Mord in Kryptowährungen überwiesen – 10.000 US-Dollar in kleinen Tranchen.
In einer konzertierten Aktion wurde er von Beamten des Einsatzkommandos Cobra festgenommen. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Eine derzeit laufende Berufung richtet sich gegen die Höhe der Strafe.

Ex aequo mit den Kollegen aus NÖ landeten am zweiten Platz Kriminalisten aus Salzburg. Sie hatten einen Mord ohne Leiche aufgeklärt und die Täter verhaftet. Anfang Jänner 2023 wollte ein Iraker aus Salzburg seinen BMW X 6 verkaufen. Er verlangte für das zwölf Jahre alte Fahrzeug 17.000 Euro und stellte es auf die Verkaufsplattform in Facebook. Nach der angeblichen Übergabe des Wagens an einen Ungarn meldete sich der Iraker nicht mehr bei seiner Familie, die Anzeige erstattete. Der „Käufer“ wurde nach Salzburg gelockt und festgenommen, nachdem er sich in Widersprüche verstrickt hatte. Mehrere Wochen später wurde sein Halbbruder verhaftet. Er hatte dem Verdächtigen geholfen. Trotz intensiver Suche nach der Leiche wurde sie nicht entdeckt. An jenem Ort, den die Kriminalisten anhand von Handydaten als Grabstelle errechnet hatten, begann es just wenige Stunden vor einer Suchaktion zu schneien.
Die Leiche des Opfers wurde bis heute nicht gefunden. Der Haupttäter wurde dennoch wegen des Raubes mit Todesfolge zu 18 Jahren Haft verurteilt, sein Halbbruder zu 15 Jahren.

Mit dem „Ernst-Hinterberger-Preis“ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden der Wiener Kriminalist Victor Tulzer und Wolfgang Ostermann vom LKA Niederösterreich.

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