Eigentlich sollte es keinen neuen Brenner mehr geben. Jetzt gibt es ihn aber doch. Er ist zwar kein Polizist mehr und auch kein Privatdetektiv. Trotzdem ist er in einen neuen Mordfall verwickelt, der Brenner.
Der neue Mordfall kommt Stück für Stück. Erst kommt ein Knie, dann kommen die Finger, dann ein Kopf. Obwohl die Polizei schon eine Viertelstunde nach dem ersten Knie-Fund am Mistplatz eingetroffen ist, haben die Müllmänner schon den halben Menschen zusammengebaut gehabt. Sie haben die Teile aus dem Elektroschrott gefischt, aus der Wanne mit den Folien und aus dem Biomüll.
Dass der Brenner den einen Ermittler noch von früher her kennt, war zu erwarten. Weil der ist schon lange bei der Polizei, und der Brenner ist schon lange nicht mehr bei der Polizei. Trotzdem ist das Ermitteln immer etwas, was den Brenner, dings, nicht loslässt. Da kann er noch so nicht wollen.
Gute Nase hat der Brenner aber immer noch keine. Weil für ihn wäre die Sache gleich aufgeklärt. Die Frau des Mordopfers ist offensichtlich abgetaucht. Klare Sache für den Brenner: Neunzig Prozent aller Morde passieren in der Familie. Das wäre einfach – wenn es nicht die zehn restlichen Prozent gäbe.
Wolf Haas: Müll, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2022, www.hoffmann-und-campe.de
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